Anders als in der freien Wirtschaft, hat das Praktikum in sozialen Berufen einen besonders guten Ruf und wird vielfach als Chance in eine Festanstellung genutzt.
Während bei vielen Masterabsolventen die Vorstellung von der “Generation Praktikum” – junge Menschen, die sich von Praktikum zu Praktikum hangeln, keine Festanstellung finden und sich so – obwohl gut ausgebildet – von Unternehmen ausnutzen lassen – noch nachhallt, haben soziale Berufe einen sehr guten Ruf, wenn es um das Praktikum als Chance geht. Oftmals wird darauf sogar eine Festanstellung.
Praktikum im Sozialwesen: Quer-, Um- und Wiedereinsteiger willkommen
Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen im sozialen Bereich hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Der demografische Wandel sorgt gleich doppelt dafür. Denn einerseits steigt die Lebenserwartung, anderseits fehlt der Nachwuchs. Den daraus resultierenden Fachkräftemangel können Quereinsteiger, Umsteiger und Wiedereinsteiger abfedern.
Besonders Jobs wie Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger oder Erzieher sind empfänglich dafür, Fachfremde anzuwerben. Ein Einstieg in soziale Berufe mittels Praktikum steht jedem offen, der gerne mit Menschen arbeitet und bei der Wahl des Berufes einen Fokus auf erzieherische, pflegerische, medizinische oder therapeutische Aufgaben legen möchte.
Voraussetzungen für soziale Berufe: Das sollte man mitbringen
Im sozialen Bereich steht die soziale Kompetenz im Vordergrund, und eben nicht Topnoten oder der beste akademische Abschluss. Eine Mischung aus Sozialkompetenz, Lebenserfahrung und Fachkenntnissen macht die wertvollsten Mitarbeiter im Sozialwesen aus. Ob sich eine Person für den sozialen Bereich eignet, lässt sich am besten über ein Praktikum ausprobieren. Jobsuchende verschaffen sich durch Praktika Orientierung, können den Berufsalltag testen und herausfinden, ob soziale Berufe wirklich zu ihnen passen.
Wer erwägt, ein Praktikum im sozialen Bereich zu absolvieren, sollte vor allem Spaß am Umgang und der Arbeit mit Menschen haben, ein offenes und freundliches Wesen mitbringen, Einfühlungsvermögen und Kommunikationsstärke besitzen, verantwortungsbewusst und zuverlässig sein. Ob Kleinkinder oder Kranke, wenn Personen auf die Hilfe anderer angewiesen sind, müssen sie sich auf ihre Pfleger vollends verlassen können – etwa bei der Medikamentengabe. Um in einem sozialen Beruf zu arbeiten, sollte man sich dieser Verantwortung bewusst sein.
Auch für den beruflichen Werdegang sind Praktika äußerst wertvoll, denn sie signalisieren Arbeitgebern, dass ein Bewerber die Anforderungen des Berufes kennt und echte Leidenschaft für den Berufseinstieg in die Branche hegt. Es ist also nur folgerichtig, das Praktikum als Chance für einen beruflichen Neustart zu sehen.
Ein Praktikum kann der richtige Weg zur Festanstellung sein
Damit aus dem Praktikum eine feste Stelle wird, muss anschließend eine fachliche Weiterbildung absolviert werden. Die klassische 3-jährige Ausbildung ist nicht zwingend notwendig, auch ein drei- bis sechsmonatiger Basiskurs oder eine kürzere Helferausbildung ebnen den Weg. Zusätzlich gelten in mehreren Bundesländern Sonderregelungen (etwa die Möglichkeit einer berufsbegleitenden Ausbildung) für Quereinsteiger in soziale Berufe, die regional von starkem Fachkräftemangel geprägt sind.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Praktikum nicht zu lange dauert (als absolutes Maximum gilt ein Jahr), in verschiedene Tätigkeitsbereiche hineingeschnuppert werden kann, eine gute Einarbeitung und Betreuung durch Fachpersonal erfolgt und der Praktikant nicht als billige Arbeitskraft missbraucht wird.
Soziale Berufe: Oftmals viel Arbeit und zu wenig Geld
Das Gefühl gebraucht zu werden und Menschen zu helfen, kann sehr erfüllend sein. Die Arbeit im sozialen Bereich ist allerdings auch anstrengend. Es bedarf einer gewissen körperlichen Fitness, den ganzen Tag mit kleinen Kindern auf dem Boden herumzukrabbeln oder Kranke aus dem Bett zu heben. Schicht- und Wochenendarbeit gehören bei vielen Jobs im sozialen Bereich zum Berufsalltag dazu. Zudem ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, um Leid und Probleme aus der Arbeit nicht mit ins Privatleben zu nehmen. Wer anderen von Berufswegen hilft, sollte gezielt für sein eigenes Wohlergehen sorgen.
Ein weiterer Knackpunkt bei Jobs im sozialen Bereich ist die Bezahlung. Oftmals ist das Gehalt nicht allzu hoch angesetzt, wobei sich dies in den letzten Jahren bereits deutlich verbessert hat. Die Politik ist nach wie vor bestrebt, die Bezahlung und damit auch das Ansehen sozialer Berufe zu verbessern. In den kommenden Jahren dürfte sich also in puncto Gehalt, aber auch Arbeitszeiten und -bedingungen noch einiges bewegen.
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