In der Gesundheitsbranche ist es vor allem für Ärztinnen sehr schwierig, sich beruflich zu verwirklichen. Das liegt in erster Linie am System und der hier vereinfachten Darstellung von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch wenn die Karriere trotz Teilzeit für Ärztinnen denkbar ist, so sieht die Wirklichkeit oftmals anders aus. Denn entgegen den Versprechungen sind die meisten Stellen für ärztliche Positionen in Krankenhäusern auf Vollzeit und nicht für in Teilzeit arbeitende Ärzte ausgelegt.
Um hier den Bedarf zu decken, müssten z. B. beim Jobsharing im Krankenhaus die Stellen vom Grundsatz her mindestens doppelt besetzt werden. Diese Starre ist einer der Hauptgründe, warum in Krankenhäusern immer weniger Medizinerinnen anzutreffen sind. Und das widerspricht dem gängigen Trend, denn die Mehrheit der Medizinabsolventen ist weiblich. Zudem fällt auf, dass die meisten Führungspositionen weiterhin von Ärzten besetzt werden. Eine Verbesserung der „Frauenquote“ für eine Karriere trotz Teilzeit ist hier kaum messbar bzw. nur sehr gering.
Ärztinnen machen seltener Karriere
Warum diese Entwicklung so ist, wie sie sich darstellt, hat mehrere Gründe. Einer der Hauptgründe sind die geschlechterspezifischen Unterschiede zwischen Mann und Frau. So fällt es Frauen schwerer Karriere trotz Teilzeit zu machen, da sie gerade während der Zeiten von Schwangerschaft und Elternzeit oftmals vor allem keine praktischen Erfahrungen sammeln können.
Des Weiteren stellt die Besetzung von Positionen wie Chef- oder Oberärzten durch Frauen auch eine Machtverschiebung der seit Jahrhunderten anhaltenden Machtstellung der männlichen Mediziner dar. Aber auch die althergebrachte Denkweise in den Kliniken, dass Ärzte sich nur durch ihre Bereitschaft zu langen Arbeitszeiten und Diensten auszeichnen, führt zu einer negativen Entwicklung.
Starre Strukturen in Krankenhäusern aufbrechen
In Zeiten des Ärztemangels waren mehrtätige Not- und Bereitschaftsdienste an der Tagesordnung. Diese Vorgehensweise ist heute jedoch längst überholt, hält aber aufgrund der bestehenden Strukturen nur sehr langsam den Einzug in die Krankenhäuser. Aber mit langen Arbeitszeiten lassen sich junge Leute kaum noch locken, denn in der heutigen Zeit, in der das Leben sehr schnelllebig ist, überwiegen andere, zumeist soziale und persönliche Interessen.
Der Verlust an qualifizierten Medizinern beginnt mit dem Zeitpunkt der fachmedizinischen Weiterbildung und steigt danach noch einmal an. Eine Studie greift dieses Thema auf und hat den Auftrag, hier bessere Planungsmöglichkeiten und Verbesserungen im Sektor für alle Beteiligten aufzuzeigen und gegebenenfalls zu schaffen. Das Ergebnis dieser Studie verblüfft, denn mit nur einigen wenigen und vor allem einfachen Maßnahmen kann dieser Entwicklung entgegen gewirkt werden.
Befristete Arbeitsverträge überdenken – Sicherheit schaffen
Wie jeder Arbeitnehmer brauchen auch Ärzte ein Mindestmaß an Sicherheit. Dieses kann erreicht werden, indem die Dauer der Weiterbildung in den Arbeitsvertrag mit übernommen wird. Zurzeit ist es eher die Regel, befristete Arbeitsverhältnisse über die Dauer von zwei Jahren einzugehen.
Eine intensive und frühzeitige Aufklärung des Medizin-Nachwuchses über Inhalt und Ablauf der Weiterbildung ist unabdingbar. Hier ist auch darzustellen, welche Abschnitte in Teilzeit arbeitende Ärzte wann absolvieren können. Es wird zudem auch deutlich, wann Teilzeit nicht möglich ist. Das bietet wiederum eine verbesserte Planungsgrundlage für die Karriere.
Gerade bei Ärztinnen, die aufgrund Schwangerschaft, Mutterschutz und Elternzeit über einen gewissen Zeitraum aus dem Dienst scheiden, ist ein befristeter Arbeitsvertrag und mangelnde Sicherheit ein erhöhter Stressfaktor. Das führt zum Schluss zu einer Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber und immensen Verunsicherungen in Bezug auf das weitere Leben. Durch das Schaffen von z. B. Jobsharing im Krankenhaus ist eine Minimierung dieses Problems auf beiden Seiten möglich.
Arbeitsangebote in Teilzeit fördern
Gerade während des Mutterschutzes und der Elternzeit haben viele Eltern das Problem, auf dem Laufenden zu bleiben und sich nach ihrer Abwesenheit wieder mit dem Arbeitsplatz und dem Kollegium zu identifizieren. Nur wenn man auch während eines längeren Ausfalls weiterhin Bestandteil des Teams ist und sich vor allem als solches fühlt, können Ängste und Verunsicherungen bei den Betroffenen reduziert oder gar vermieden werden. Der Wiedereinstieg und die Einarbeitung fallen allen deutlich leichter.
Häufig ist der Wunsch nach Teilzeitarbeit sowohl bei Kollegen als auch bei Vorgesetzten allerdings nicht gerne gesehen und wird daher auch nur widerwillig gewährt. Hier ist ein Umdenken gefragt, dass von den Vorgesetzten gelebt und auch kultiviert werden muss. Man muss seinen Mitarbeitern das Gefühl geben, auch nach der Abwesenheit und als Teilzeitkraft willkommen zu sein.
Karriere trotz Teilzeit – Neue Konzepte machen es möglich
Durchdachte und gemeinschaftliche Konzepte in Bezug auf das Jobsharing im Krankenhaus, also eine planbare Arbeitszeit und Aufgabenbewältigung nehmen Druck und Angst. Vor allem sollten diese neuen Modelle dort eingebracht werden, wo sowohl Mitarbeiter als auch der Arbeitgeber profitieren können.
Konzepte sollten zudem auf Station als auch in der Notaufnahme durchsetzbar und anpassungsfähig sein. Eine enge Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Mitarbeitern und interne Kommunikation sind hier der Schlüssel zum Erfolg und so sollte einer Karriere trotz Teilzeit nicht mehr im Wege stehen.
Da vor allem Ärztinnen bezüglich einer Karriere trotz Teilzeit oftmals benachteiligt sind, wäre eine weitere Maßnahme die Anerkennung der Elternzeit bzw. eine Bevorzugung bei der Besetzung frei werdender Stellen. Dadurch könnten Nachteile aufgrund des Familienzuwachses besser ausgeglichen werden. Aber auch für den Nachwuchs muss eine Lösung geschaffen werden. Betreuungsangebote seitens des Arbeitgebers werden hier als die effektivste Möglichkeit gesehen, um Arbeitsangebote in Teilzeit für Ärztinnen in Zukunft attraktiver zu machen.
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