Als Psychologe bieten sich einem derzeit vielfältige berufliche Möglichkeiten. Neben einer Karriere als Therapeut ergeben sich auch in der freien Wirtschaft gute Chancen auf eine Anstellung. Dies war vor zehn oder zwanzig Jahren noch nicht der Fall. Der Trend geht aber inzwischen in Richtung eines höheren Verständnisses für psychische Problemstellungen. Diese Entwicklung dürfte auch anhalten, da die Probleme im mentalen Bereich nicht abnehmen dürften.
Die Wirtschaft zeigt stärkeres Interesse
Die vermehrte Einstellung von Psychologen in Unternehmen liegt vor allem am vermehrten Interesse der Wirtschaft, für ein besseres Innenleben in den Betrieben zu sorgen. Aufgrund zurückgehender Zahlen von Arbeitskräften bei den nachrückenden Jahrgängen wird der Wettbewerb um die besten Köpfe zunehmend härter. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird sich dieser weiter verschärfen.
Ein gutes Gehalt ist immer nur einer von mehreren wichtigen Aspekten für Bewerber auf eine Stelle. Hinzu kommen die Reputation eines Unternehmens als solches und sein Ruf als Arbeitgeber. In diesem Zusammenhang spielen Unternehmenskultur, der Umgang und das Klima im Betrieb eine zentrale Rolle. In früheren Zeiten wurde diesen Aspekten wenig Bedeutung beigemessen, weil davon ausgegangen wurde, dass mit dem Erfolg immer auch die Stimmung im Unternehmen steigt und die Konzentration auf rein ökonomische Fragen am wichtigsten schien. Diese Einstellung hat sich in immer mehr Unternehmen grundlegend geändert.
Neue Wege beschreiten durch firmeninterne Psychologen
Die stärkere Beschäftigung mit den so genannten weichen Faktoren im Rahmen des Arbeitslebens hat mit einer stärkeren Sensibilisierung für psychologische Probleme zu tun. Für Mobbing in und außerhalb von Unternehmen gab es früher nicht einmal einen eigenen Begriff. Ab einer gewissen Größe ist es hinsichtlich dieses und anderer Probleme für Unternehmen oft zielführender, dass ein eigener Psychologe im Betrieb tätig ist, als ständig entsprechende Beratung von außen einzukaufen. Dies umso mehr, als es nach der Überwindung aktueller Schwierigkeiten darum geht, Strukturen zu schaffen, die diese Art von Problemen gar nicht erst aufkommen lassen.
Mit der Implementierung entsprechender Vorgaben ist es ebenfalls nicht getan, weil auch deren kontinuierliche Umsetzung überwacht werden muss. Die Beschäftigung mit Unternehmen als lebendiger Organismus bietet nicht nur Psychologen neue berufliche Möglichkeiten, sondern ist gegebenenfalls auch für einen Facharzt für Psychotherapie ein spannendes Betätigungsfeld jenseits einer Karriere als Therapeut.
Psychologen müssen sich dem Arbeitsmarkt anpassen
Unabhängig davon ob als Psychologe oder Facharzt für Psychotherapie geht es bei Bewerbungen jenseits der Karriere als Therapeut darum, sich auf neue Denkmuster einzulassen. Steht bei der Therapie die geistige Gesundheit des einzelnen Menschen im Mittelpunkt geht im wirtschaftlichen Rahmen vor allem darum, psychische Probleme so in den Griff zu bekommen, dass es zu keinen Störungen der Arbeitsabläufe kommt bzw. die Arbeit besser gelaunt erledigt wird. In jedem Fall ist das Ziel immer eine Steigerung der Effizienz.
Die bei Psychologen häufig vorhandene medizinische Problemorientierung muss einer Lösungsorientierung im ökonomischen Sinne weichen. Um dies nach außen zu dokumentieren, ist eine zumindest teilweise Aneignung des Vokabulars der Wirtschaftswissenschaften in jedem Fall hilfreich. Dieses Umdenken vorausgesetzt bieten sich zahlreiche berufliche Chancen sowohl als Psychologe wie auch als Facharzt für Psychotherapie.
Im analytischen Denken zuhause
Förderlich ist in diesem Zusammenhang die Ähnlichkeit der Herangehensweise an Probleme. Wirtschaftswissenschaftler und Juristen sind es als Akademiker genau wie Psychologen gewohnt, Probleme in streng analytischer Weise anzugehen. Auch wenn man als Psychologe das Studium häufig deshalb begonnen hat, weil man gerne mit Menschen zusammenarbeiten möchte, ist dies nicht die Kernkompetenz, die eine Einstellung für Unternehmen sinnvoll erscheinen lässt. Wesentlich wertvoller ist für Betriebe ein nachvollziehbares methodisches Vorgehen beim Angehen von Problemen.
Auch im Hinblick auf die nachträgliche Auswertung von Ergebnissen der getroffenen Maßnahmen haben Psychologen klare Vorteile aufgrund des hohen Maßes an Beschäftigung mit Statistiken während ihres Studiums. Diese Aspekte gilt es im beruflichen Rahmen in den Vordergrund zu stellen, um sich selber mittel- bis langfristig für Leitungsfunktionen im Unternehmen zu empfehlen.
Psychologe: Ein Berufsfeld mit Zukunft
Während die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung in vielen beruflichen Feldern zu einem Rückgang der Arbeitsplätze führt, ist eine solche Entwicklung nach Maßgabe des aktuellen und absehbaren Stands der Technik für die Psychologie nicht zu befürchten. In diesem Bereich werden weiterhin Menschen gebraucht, die sich mit den psychischen Problemen anderer Menschen auseinandersetzen.
Zu dieser Beschäftigung mit Menschen im Rahmen einer Karriere als Therapeut lässt sich auch dann zurückkehren, wenn die ersten Berufsjahre im Rahmen eines großen Unternehmens absolviert wurden. Häufig gelingt der Aufbau einer eigenen Praxis dann sogar deutlich einfacher. Der Grund hierfür liegt in der mangelnden Beschäftigung mit wirtschaftlichen Aspekten während des Psychologie Studiums. Die Akquise von Patienten erfordert nicht zuletzt ein erfolgreiches Marketing.
Auch im Hinblick auf die Beschäftigung mit betriebswirtschaftlich wichtigen Parametern können praktische Erfahrungen in der freien Wirtschaft bei Aufbau einer Existenz als selbständig tätiger Freiberufler entscheidend weiterhelfen. Insofern bieten sich für Psychologen nicht nur zahlreiche Einstiegschancen, sondern auch vielfältige Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung.
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