Als deutscher Arzt hat man nicht nur im Inland gute Chancen auf eine interessante Karriere. Entsprechende Sprachkenntnisse vorausgesetzt, kann man als Arzt auch im Ausland tätig werden. Neben einer Ausreise in die USA steht dabei bei vielen Medizinern vor allem eine Karriere als Arzt in Europa im Fokus der Überlegungen. Doch welche Länder bieten welche Vorteile und worauf muss man sich vor dem Wechsel als Arzt im Ausland einstellen?
Die Schweiz: Als Arzt in den Alpen arbeiten
Ziel Nr. 1 unter den Staaten in Europa ist bei Medizinern die Schweiz. Ein Grund für die Beliebtheit der Eidgenossenschaft ist, dass man sich zumindest im schriftlichen Bereich auf keine neue Sprache einstellen muss. Auch in das Schweizerdeutsch im Alltag lässt sich in der Regel gut einfinden.
Vor allem aber sind es finanzielle Gründe, die im Rahmen einer Karriere als Arzt in Europa für einen Wechsel in die Schweiz sprechen. Neben deutlich höheren Löhnen sind die Sätze der Einkommensteuer wesentlich niedriger als in Deutschland. In diesem Zusammenhang kommt es vor allem darauf an, wo man als deutscher Arzt in der Schweiz seinen Wohnsitz nimmt. Die steuerliche Belastung des Einkommens variiert in der Eidgenossenschaft von Kanton zu Kanton und teilweise sogar von Gemeinde zu Gemeinde.
Der Anteil deutscher Mediziner ist in der Schweiz derart stark angewachsen, dass bereits jeder zehnte der gut 30.000 Ärzte in der Schweiz aus Deutschland stammt. Neben der um etwa ein Viertel höheren Vergütung sind auch die Arbeitszeiten für Ärzte in Krankenhäusern in der Schweiz wesentlich angenehmer als in Deutschland. Die maximale wöchentlich zulässige Arbeitszeit liegt bei 50 Stunden – hiervon können viele Ärzte in deutschen Kliniken nur träumen.
Österreich bei Ärzten sehr beliebt
Nach den USA auf Platz zwei folgt auf Platz drei Österreich als beliebtes Ziel von auswandernden Ärzten. Auch beim südlichen Nachbarn gibt es jenseits der Gewöhnung an den jeweiligen österreichischen Dialekt keine sprachliche Barriere. Viele Mediziner zieht es dabei bereits während des Studiums in Richtung Süden, weil das Prüfungssystem in Österreich in vielen Belangen deutlich liberaler ist als das deutsche.
Die Verdienstmöglichkeiten liegen dagegen im Schnitt niedriger als in Deutschland. Dafür lassen wiederum die Kassen den Ärzten in Österreich deutlich mehr Spielraum und schalten sich weniger in das Verhältnis Arzt-Patient ein. Auch was Zusatzeinkünfte angeht, herrscht in Österreich eine eher liberale Praxis. Insofern sind es vor allem die einfacheren Arbeitsbedingungen, die einen großen Teil der abwandernden Ärzte in Richtung Österreich ziehen lassen.
Als Arzt auf den britischen Inseln
Platz vier unter den Auslandszielen deutscher Ärzte ist Großbritannien. Dies verwundert insofern nicht, als dass in der Regel bei den meisten Ärzten bereits gute Englischkenntnisse vorliegen. An den Verdienstmöglichkeiten liegt es dagegen weniger, weil diese sich in etwa mit den Einkommen in Deutschland die Waage halten.
Große Unterschiede gibt es im Hinblick auf die Ausstattung vor allem in den Kliniken. Hier sind britische Krankenhäuser oft deutlich spartanischer und auf Zweckmäßigkeit eingerichtet als deutsche Einrichtungen. Dafür gelten die von der Europäischen Union festgelegten Richtlinien zur Arbeitszeit in Großbritannien auch für Mediziner. Den Regelfall bildet die 40 Stunden Woche.
Hinzu kommt, dass die meisten Kliniken ihren Ärzten Arbeitszeit für die Abwicklung administrativer Tätigkeiten explizit einräumen und diese auch als Arbeitszeit abrechnen. Fraglich ist, wie die zukünftige Entwicklung sich im Zuge des Brexits darstellen wird. Derzeit herrscht für Mediziner noch die in den EU Verträgen festgeschriebene Niederlassungsfreiheit. Zukünftig könnte es sein, dass sich die Anerkennung von Abschlüssen und Zusatzausbildungen deutlich komplizierter gestalten wird.
Beste Bedingungen für Ärzte in Schweden
Auf Platz fünf der Rangliste landet Schweden. Wer seine Karriere als Arzt in Europa im hohen Norden beginnen oder fortführen möchte, muss zumindest Grundkenntnisse der schwedischen Sprache vorweisen.
Für den Schritt in Richtung Schweden entscheiden sich Mediziner weniger wegen der Verdienstmöglichkeiten, da diese in Schweden nicht höher sind als in Deutschland. Vielmehr geht es darum, dass die Arbeitsbedingungen besser sind. Dies betrifft vor allem die tägliche, wöchentliche und jährliche Arbeitszeit. Überstunden fallen bei Ärzten in Schweden nur in Ausnahmefällen an. Außerdem gibt es klare Regeln, was den Urlaub betrifft. Ein vierwöchiger Sommerurlaub mit der Familie würde in Deutschland Stirnrunzeln beim Chefarzt auslösen. In Schweden ist er dagegen eher die Regel.
Außerdem sind die Hierarchien in schwedischen Krankenhäusern wesentlich geringer ausgeprägt als in Deutschland. Als Arzt im Ausland macht man in Schweden häufig die Erfahrung, dass wesentlich mehr Fragen im Team erörtert als von oben bestimmt werden. Gerade dieses angenehmere Arbeitsklima ist es, das immer mehr Mediziner eine Karriere als Arzt in Europa für die eigene berufliche Zukunft ins Auge fassen lässt.
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