Absolventen und Absolventinnen der Humanmedizin, die im Studium ihre Leidenschaft für Grundlagenforschung entdeckt haben, stehen oft vor einem Problem.
Stellenangebote in der medizinischen Forschung erwecken oft den Eindruck, dass die medizinische Praxis dabei zu kurz kommt. Jobs im Gesundheitswesen bieten dagegen oft nicht ausreichend Zeit, um sich wissenschaftlichen Tätigkeiten zu widmen.
Sollen Forschungsinteressierte also auf eine klinische Karriere verzichten? Oder dem persönlichen Forschungsinteresse unbezahlt neben einer 60-Stunden-Arbeitswoche nachgehen?
Es gibt Möglichkeiten, beide Berufsziele zu verbinden – allerdings sollte man sich bei der Suche nach Stellenangeboten in der medizinischen Forschung nicht nur auf traditionelle Wege verlassen.
Motivforschung: warum medizinische Wissenschaft?
Befragt man Studienanfänger der Humanmedizin nach ihren Motiven für die Studienwahl, geben rund achtzig Prozent persönliche Neigung und den Wunsch, Menschen zu helfen, an.
Wissenschaftliche Neugier wird von etwa sechzig Prozent der Befragten als Motiv genannt. Dennoch wählt nur ein sehr geringer Anteil der Absolventen den Weg in die Wissenschaft. Das mag zum Teil daran liegen, dass der Erwerb von Basics wissenschaftlichen Arbeitens im Studium noch immer unterrepräsentiert ist.
Es kommt auch nicht selten vor, dass Absolventen zum Zeitpunkt ihres Abschlusses seit Jahren nicht mehr im Labor gestanden sind und selbst „Revolutionen“ in der Labortechnik wie CRISPR-Cas9 nur aus Fachjournalen kennen.
Jobs im Gesundheitswesen sind jedoch stark auf die Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in den professionellen Alltag angewiesen.
Oft wird aus einem Kontakt zu einem Forscher, einer Forscherin, den man während des Studiums geknüpft hat, das Sprungbrett für eine wissenschaftliche Karriere.
Einblick in das Zusammenwirken von klinischer Grundlagenforschung und Anwendung der konkreten Forschungsergebnisse am Patienten bekommt man am besten durch Personen, die ärztliche und wissenschaftliche Tätigkeit in ihrem beruflichen Alltag verbinden.
Hier liegt auch der entscheidende Vorteil, den Ärztinnen gegenüber Molekularbiologen oder Genetikerinnen besitzen: ein besserer Blick auf das Gesamte, auf erwünschte und mögliche unerwünschte Wirkungen im menschlichen Körper.
Damit vertreten sie einen Forschungsansatz, dem nicht ausschließlich intrinsische Motive zugrunde liegen. Ihr Augenmerk liegt verstärkt auf der tatsächlichen Anwendbarkeit von Forschungsergebnissen und dient direkt dem Patienteninteresse.
Es lohnt sich also für beide Seiten, wenn ausgebildete Mediziner Stellenangebote in der medizinischen Forschung annehmen.
Planung der wissenschaftlichen Karriere: was sind die Essentials?
Neben einem fundierten Interesse an molekularbiologischen Forschungsmethoden und dem möglichst frühzeitigen Netzwerken in Institutionen der medizinischen Forschung ist es auch wichtig, sich mit den weniger faszinierenden Aspekten einer wissenschaftlichen Karriere auseinanderzusetzen.
Dazu gehört zum Beispiel, keine Angst vor Statistiksoftware wie SPSS zu haben, Studienergebnisse interpretieren zu können, viel Zeit in das Lesen von Fachliteratur zu investieren und – das Um und Auf der Forscherkarriere – selbst Artikel zu verfassen und zu publizieren.
Um ein wissenschaftliches Doktorat zu erlangen oder nach Abschluss eines PhD eine Post-Doc-Ausbildung aufzunehmen, ist die Suche nach einer geeigneten Forschungsinstitution von großer Bedeutung.
Stellenangebote in der medizinischen Forschung finden sich nicht gerade wenige. Bei der Auswahl der passenden Institution sollte aber beachtet werden, welche Art der Unterstützung sie für Doktorandinnen und Post-Docs bietet und wie die Karrierechancen bei der späteren Jobsuche dadurch beeinflusst werden.
Mit Programm zum PhD oder Post-Doc
Große Bedeutung kommt sogenannten Graduiertenprogrammen zu. Das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg ist eine der Institutionen, die solche Programme anbieten.
Das traditionsreiche Institut, aus dem fünf Nobelpreisträger hervorgegangen sind, hat es sich seit Gründung zum Ziel gesetzt, wissenschaftliche Forschung in Deutschland durch außeruniversitäre Einrichtungen zu stärken.
Seit 2005 liegt der wissenschaftliche Schwerpunkt auf der Erforschung von Wechselwirkungen der Dynamik von Makromolekülen in der Zelle.
Etwa 60 Doktoranden forschen gegenwärtig an fünf wissenschaftlichen Abteilungen in den Teilgebieten Biomolekulare Mechanismen, Optische Nanoskopie, Chemische Biologie, Zelluläre Biophysik und Molekulare Neurobiologie.
Stellenangebote in der medizinischen Forschung finden sich in großen Kliniken und natürlich auch in der pharmazeutischen Industrie. Auch hier lohnt es sich, frühzeitig Kontakte zu knüpfen und auf sein bevorzugtes Interessensgebiet hinzuweisen.
Was muss man für die Jobsuche noch unbedingt mitbringen? Zukünftige Forscherinnen sollten jedenfalls kein Problem mit unregelmäßigen Arbeitszeiten haben: Laborexperimente halten sich an keinen Dienstplan.
Besonders Motivierte stehen oft bis spät in die Nacht im Labor, um valide Ergebnisse zu erhalten – die am Karriereanfang oft die einzige Belohnung sind.
Auch gutes Englisch ist ein Muss: Forschungslabors sind immer international besetzt, die interne Kommunikation erfolgt fast ausschließlich auf Englisch. Für Beiträge in Journals gilt dasselbe: sie müssen selbstverständlich auf Englisch verfasst werden.
Exzellente Karrierechancen dank Vitamin B
Interessierte finden Stellenangebote in der medizinischen Forschung zwar auch in Inseraten, besser ist jedoch der persönliche Kontakt zu Lehrenden an Universitäten.
Jobs im Gesundheitswesen, die forschungsorientiert sind, bieten zwar exzellente Karrierechancen, fordern aber auch einen sehr hohen Einsatz.
Die Jobsuche sollte vom eigenen Forschungsinteresse gelenkt sein und muss keinesfalls im Widerspruch zu einer ärztlichen Tätigkeit stehen. Ausgezeichnete Chancen finden sich ab dem Post-Doc-Stadium, wo das erworbene Wissen gut in die klinische Tätigkeit integriert werden kann.
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