Die Berufe Altenpfleger, Krankenpfleger und Kinderpfleger werden immer wichtiger. Zum 01. Januar 2018 sollen in diesen Pflegeberufen daher umfangreiche Änderungen erfolgen, so die Bundesregierung. Aus drei Sozialberufen soll einer geschafft werden: Die Pflegefachfrau bzw. der Pflegefachmann.
Bis 2018 will die Bundesregierung die drei sozialen Berufe Altenpflege-, Krankenpflege und Kinderpflege miteinander verschmelzen. Herauskommen soll ein einziger Beruf: Die Pflegefachfrau bzw. der Pflegefachmann. Das Vorhaben kommt nicht bei allen gut an. Zahlreiche Streitpunkte müssen noch diskutiert werden, ehe der Gesetzesentwurf beschlossen wird. Doch wie wird sich das Berufsfeld verändern? Was erwarten die Pfleger und Auszubildenden ab 2018? Im Folgenden erklären wir die wichtigsten Fragen.
Steigender Bedarf an Personal in der Gesundheitsbranche
In Altenheimen müssen zunehmend auch chronisch Kranke gepflegt werden. Somit überschneiden sich die Aufgaben von Krankenpflegern zunehmend mit den Tätigkeiten der Altenpfleger. So werden in den entsprechenden Heimen nicht nur Kranken-, sondern auch Altenpfleger benötigt, die die Patienten wie beispielsweise Demenzkranke behandeln. Hinzukommt, dass die Bevölkerung immer älter wird. Die Pflege-Branche ist daher ebenso groß, wie der Bedarf an geeignetem Personal für diese Jobs. Zwar sind bereits etwa eine Million Pfleger tätig, dennoch fehlen weiterhin Fachkräfte. Auch wenn jährlich etwa 133.00 Fachkräfte im Pflegebereich ausgebildet werden.
Um das Interesse an Pflege-Berufen und Jobs in der Gesundheitsbranche zu steigern, soll nun die drei Fachberufe zu einem Pflegeberuf zusammengeführt werden. So können künftig Menschen jeden Alters durch eine Pflegefachkraft stationär oder auch ambulant betreut werden. Die Auszubildenden in diesem Beruf wären somit vielseitiger einsetzbar und müssten sich nicht schon vor der Ausbildung für einen Fachbereich entscheiden.
Dabei belaufen sich die zusätzlich anfallenden Kosten für die Modernisierung dieser Pflegeausbildung auf jährlich etwa 300 Millionen Euro. Krankenhäuser, Länder sowie den Pflegeeinrichtungen sollen diese Mehrausgaben mittragen.
Gehaltssteigerung durch Zusammenführung?
Die Gehälter in den Pflege-Berufen sowie in der Gesundheitsbranche sind bekanntlich eher gering. Und auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind eher schlecht, weshalb viele Pfleger bereits wenige Jahre nach ihrer Ausbildung den Job wechseln oder Umschulen. Eine Zusammenführung soll dies ändern. Laut Johanna Küppel, Deutschen Bundesverband für Pflegeberufe, würde eine Vereinheitlichung zu einer steigenden Konkurrenz zwischen Krankenhäusern und Pflegeheimen führen. Zusätzlich soll die Entwicklungsmöglichkeit der Pfleger gesteigert werden. Durch einen Jobwechsel ist dies nun leichter möglich, da dieser nun nicht auf eine Spezialisierung oder Sektor beschränkt ist. Eine berufliche Sackgasse wird verhindert, so Küppel.
Neben den umfangreicheren Karrieremöglichkeiten in der Gesundheitsbranche soll sich auch das Gehalt zum Positiven durch die Zusammenlegung der drei Fachberufe verändern. Derzeit verdient eine Krankenschwester im Osten rund 2.738 Euro brutto im Monat. Das Gehalt eines Altenpflegers liegt hier bei lediglich 1.945 Euro brutto. Im Westen ist der Verdienst deutlich höher. So kommt eine Krankenschwester hier auf rund 3.139 Euro und eine Altenpflegekraft auf ein Monatsgehalt in Höhe von 2.568 Euro brutto. Quelle: Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), 2015
Pro und Contra der Zusammenlegung
Besonders Wohlfahrts- und Pflegeverbände befürworten die Pläne. Der Deutsche Pflegerat nannte die Pläne der Zusammenführung von Jobs in der Gesundheitsbranche einen „Meilenstein für die Weiterentwicklung der Pflegeberufe“. Eher zwiegespalten äußerte sich der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Zwar sei die Erweiterung der Berufschancen zu unterstützen, jedoch sei dieser Punkt im Gesetzesentwurf nicht konkret genug ausgearbeitet.
Auch Kritiker meldeten sich nach der Vorstellung des Gesetzesentwurfs zu Wort. Altenpflegeverbände und Grüne-Politiker befürchten den Verlust von Fachwissen sowie eine Fokussierung der Pflegefachkräfte auf den Sektor Krankenpflege. Dieser Job verspricht ein höheres Gehalt als der eines Altenpflegers. Dabei ist gerade bei diesem Berufsfeld der Fachkräftemangel deutlich zu spüren.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist gegen die Zusammenlegung der drei Pflegeberufe Altenpfleger, Krankenpfleger und Kinderpfleger. So benötigen Kinder eine andere Pflege als Unfallpatienten oder demente Menschen. Kurzzeitige Pflege mit dem Fokus auf Heilung der akuten Beschwerden müsse anders behandelt werden als eine lebenslange Pflege und Fürsorge.
Vor allem die zahlreichen, offen gelassenen Fragen und Punkte sowie eventuelle Gefahren und Risiken, die durch die Zusammenlegung entstehen können, sind die größten Kritikpunkte an diesem Gesetzesentwurf. Zudem sind die Ausbildungsinhalte der integrierten Pflegeausbildung noch unklar. Diese werden für den Gesetzesentwurf jedoch benötigt, um das Gesetz und die Regelungen entsprechend bewerten und anschließend annehmen oder ablehnen kann. Eine vorschnelle Annahme des Gesetzes könne laut Kritiker schwerwiegende Folgen bei den Pflegeberufen haben. Ein Job in der Gesundheitsbranche könnte demnach noch uninteressanter für viele werden.
Pflegeausbildung und -berufe im Ausland
Die Voraussetzung für eine Ausbildung und einen Job in den Pflegeberufen und allgemein der Gesundheitsbranche sind im Ausland strenger als in Deutschland. In anderen EU-Ländern wird eine Schulausbildung von mindestens zwölf Jahren vorausgesetzt – in Deutschland sind es zehn, also nach Abschluss der Realschule. Als Zusatzqualifikation müssen im Ausland Anwärter auf einen Pflegeberuf darüber hinaus noch erfolgreich akademische Ausbildungsgänge absolvieren (Bachelor). Dies bedeutet allerdings auch eine gemeinsame Grundausbildung in den Pflegeberufen, die erst durch die anschließende Aus- und Weiterbildung zum Altenpfleger oder Kinderpfleger spezialisiert wird.
Es bleibt daher abzuwarten inwieweit die Zusammenführung der drei Pflegeberufe genehmigt wird und welche Auswirkungen dies auf das Berufsbild Pfleger hat.