Schon lange gibt es den Beruf des Pharmaberaters. Er ist das Bindeglied zwischen Ärzten und Pharmakonzernen. Aktuell sind etwa 12.000 Pharmaberater im Außendienst in Deutschland tätig. Pro Jahr sprechen Sie durchschnittlich 20 Millionen Mal bei Ärzten vor, um sie über die neusten Produkte in der Medizin zu informieren. Und die Pharmaindustrie lässt sich das auch einiges kosten. Die Ausgaben für die Medizinproduktberater belaufen sich auf rund 2,5 Milliarden Euro.
Doch das Gesundheitswesen und die Medizin sind einem ständigen Wandel ausgesetzt. Kostendruck und Informationsüberflutung, Rabattverträge oder Zwangsrabatte sind nur einige problematische Begleiterscheinungen dieser Veränderungen. Die Pharmaindustrie muss deshalb Vertriebs- und Kostenstrukturen überdenken. Überall werden die Budgets für Marketing und Vertrieb gesenkt und das betrifft direkt den Beruf des Pharmaberaters.
Die Zahlen in diesem Berufsstand sind bereits rückläufig. Vor etwa acht Jahren wurde die Zahl der Pharmareferenten in Deutschland noch auf ca. 40.000 geschätzt. Aber aus den USA schwappt allmählich der Trend des E-Detailing nach Europa. Bei dieser Methode können multimediale Werbepräsentationen über Medikamente und Wirkstoffe jederzeit über das Internet abgerufen werden. Optimisten sehen darin eine Unterstützung des Pharmaberaters, Pessimisten sehen es als direkte Konkurrenz, mit großem Potenzial sich durchzusetzen.
Doch nur weil sich etwas verändert, muss ja nicht ein ganzer Berufsstand verschwinden. Denn es ist erwiesen, dass Ärzte den Besuch der Pharmareferenten durchaus zu schätzen wissen. Persönlicher Kontakt wird in der digitalisierten Zeit wieder mehr geschätzt und das in diversen Bereichen. Besonders im Bereich Medizin schafft es ein Gefühl von Vertrauen, seinem Geschäftspartner in die Augen gucken zu können. Da Ärzte also offensichtlich weiterhin gerne persönlich zu Medikamenten beraten werden, muss man sich fragen mit welchen Änderungen ist in diesem Berufsstand also zu rechnen ist?
Nun, es wird damit gerechnet, dass der Vertrieb die Zielgruppe erweitert. Zum Klientel des Pharmaberaters zählen dann zukünftig nicht nur Kliniken und niedergelassene Ärzte, sondern ebenso Apotheken, Krankenkassen und auch der Endverbraucher. Die Ansprüche an den Pharmareferenten ändern sich also dahingehend, dass er zukünftig nicht nur mit Fachleuten, sondern auch mit Laien über Medikamente sprechen und völlig anderen Fragen und Sorgen begegnen könnte. Eventuell wird auch der fundierte Kenntnisstand um Wissen aus anderen Bereichen, beispielsweise der Gesundheitspolitik, erweitert werden.
Es ist außerdem möglich, dass sich Mitarbeiter der Pharmaindustrie zukünftig auf eine dieser Zielgruppen spezialisieren und somit ein Pharmaberater nur noch mit Apothekern oder nur noch mit Endkunden zu tun hat. Natürlich werden digitale Medien trotz des persönlichen Kontakts auch vermehrt eine wichtige Rolle in dieser Branche einnehmen.
Wohin der Weg des Pharmaberaters genau führt, wird sich in den kommenden Jahren erst zeigen, aber die Veränderung ist bereits deutlich zu spüren.