Am Universitätsklinikum Heidelberg gibt es eine neue Studienambulanz für Diabetesforschung. Es ist kein Geheimnis, dass immer mehr Menschen in Deutschland und weltweit an Diabetes erkranken. Schuld sind vor allem unsere schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung und Stress im Job. Doch wir wissen nach wie vor nur wenig über die Krankheit und vor allem über ihre Spätfolgen. Dr. Stefan Kopf und sein Team wissenschaftlicher Mitarbeiter wollen hier für mehr Aufklärung sorgen.
Die Probleme in Zusammenhang mit der Behandlung liegen vor allem in der Dogmatisierung des Surrogatparameters HbA1c, sagt Stefan Kopf, Oberarzt an der Universitätsklinik für Endokrinologie, Stoffwechsel und Klinische Chemie. Die Laborwerte, die dadurch geliefert werden, lassen nur indirekte Rückschlüsse auf Stoffwechselprozesse zu und liefern keinen direkten Zusammenhang mit den eigentlichen Erkrankungen. Die Studienambulanz, ausgestattet mit modernster Medizintechnik soll auch dazu beitragen, die Entstehung und den Verlauf der Krankheit besser zu verstehen, aber die medizinische Forschung ist vor allem daran interessiert mehr über Folgeerkrankungen, wie etwa Herzinfarkte, Schlaganfälle, Erblindung und Nervenerkrankungen zu erfahren.
Ursprünglich sollten Langzeitstudien wichtige Erkenntnisse bringen, was mögliche Spätschäden angeht. Erste Ergebnisse Ende der 1970er Jahre zeigten, dass hohe Blutzuckerwerte und ein hoher HbA1c-Wert schlecht sind. Es wurde vermutet, dass gute Blutzucker-Einstellungen und eine Senkung des HbA1c, die Entstehung von Folgeerkrankungen deutlich einschränken würde, also wurde die Behandlung von Diabetes-Patienten vor allem auf diese beiden Werte ausgerichtet.
Inzwischen ist die Medizintechnik natürlich wesentlich weiter und so haben spätere Beobachtungen gezeigt, dass diese Werte nur ca. elf Prozent aller Spätschäden erklärt. Bei Diabetes Typ 2 sind es sogar noch weniger. In Heidelberg soll die Forschung nun zeigen, welche Vorgänge im Stoffwechsel für die Spätschäden verantwortlich sind.
Das Team aus wissenschaftlichen Mitarbeitern um Dr. Stefan Kopf an der neuen Studienambulanz in Heidelberg soll hier Aufklärung schaffen. Europaweit besitzt die Einrichtung eine einzigartige Infrastruktur zur medizinischen Erforschung von Spätschäden durch Diabetes. Aufgebaut wurde sie in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und dem Deutschen Gesundheitszentrum.