Im Frühjahr 2010 hat die agas (Arbeitsgruppe angewandte Sozialforschung) der Universität Trier eine bundesweite Befragung der Medizinstudenten durchgeführt. Dabei ging es unter anderem um die Frage, für welche Facharztausbildung sich die angehenden Ärzte am meisten interessierten. Den ersten Platz belegte dabei mit großem Vorsprung das Gebiet „Innere Medizin“. Gefolgt von Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin und Anästhesiologie.
Insgesamt nahmen fast 11.500 Studenten an der Umfrage teil. Für jeden dritten davon kommt die Ausbildung zum Allgemeinmediziner in Frage. Sieht man allerdings auf die einzelnen Antworten der Teilnehmer und nicht bloß auf die Zahlen, zeigt sich, dass nur etwa jeder Zehnte auch starkes Interesse an dieser ärztlichen Position hat. Die Arbeit des Allgemeinmediziners bzw. Hausarztes gilt bei den jungen Medizinern als uninteressant und langweilig. Trotzdem gibt es immerhin einige Interessenten. Das sah bei den Fachrichtungen Augenheilkunde, Urologie und Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten schon anders aus. Diese sind mit Abstand am unbeliebtesten.
Das Beliebtheitsranking bei der Facharztausbildung hat sich in den letzten fünf Jahren auch nicht großartig verändert, wie dem deutschen Ärzteblatt zu entnehmen ist. Aber hier hat die neuste Umfrage gezeigt, worauf die Studierenden später in ihrem Job als Arzt Wert legen. Zwischen Oktober 2014 und Februar 2015 wurden dazu insgesamt 34.607 Studierende an mehr als 150 Hochschulen in Deutschland befragt. Die so genannte Universum Student Survey 2015 besagt, dass die attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland große Universitätsklinika sind.
Kein Wunder, wenn man darauf guckt, welche Dinge den angehenden Ärzten besonders wichtig sind. Ein attraktives Grundgehalt, ein freundliches Arbeitsumfeld, Jobsicherheit, Weiterbildungsmöglichkeiten, ein hohes Einkommen in der Zukunft und Führungskräfte, die sie in ihrer Entwicklung fördern. Das alles sind natürlich Dinge, die große Universitätsklinika leisten können.
Wer aber händeringend nach Fachpersonal sucht, um ärztliche Positionen besetzen zu können, der sollte vielleicht einfach Bedingungen schaffen, zu denen ein frisch gebackener Arzt nur schwer nein sagen kann. Wenn an einem Jobangebot einfach alles stimmt, lässt sich ein Arzt, ob nun Facharzt oder Hausarzt, bestimmt auch in einer kleineren Stadt nieder oder wechselt das Bundesland. Oder ein Medizinstudent beginnt eine Facharztausbildung in einem Bereich, der ihn oder sie ursprünglich vielleicht weniger angesprochen hat.